Montag, 30. Juli 2012

Die Energiewende im Landkreis kommt gut voran


Ein Jahr nach der Nuklearkatastrophe in Japan ist die Energiewende im Landkreis Amberg-Sulzbach eingeleitet. Beim Umbau der Energieversorgung hin zu regenerativen Energien seien große Aufgaben zu bewältigen, sagte der Vorsitzende des CSU-Umweltarbeitskreises (AKU) Kreisrat Sebastian Schärl. Bei der Umsetzung der Energiewende sei viel politischer Wille im Landkreis vorhanden, was die letzte Kreistagssitzung zeigte, als es um die Umsetzung der Vorgaben des Energieplans 2020 ging.

Der Landkreis habe das Ziel erklärt, sich nominell bis 2020 zu 100 Prozent mit erneuerbarem Strom zu versorgen und auf diesem Weg zum Stromexport-Landkreis zu werden. „Wo früher alle 20 Jahre über Konzessionsverträge verhandelt wurde, steht die Energiepolitik heute auf jeder Tagesordnung,“ führte der CSU-Fraktionssprecher im Kreistag Bürgermeister Stefan Braun aus. Der Landkreis und seine Kommunen hätten sich entschieden, die Energieversorgung kommunal zu prägen. In Planungs- und Genehmigungsverfahren sei das Landratsamt ein entscheidender Akteur. Für den weiteren Ausbau seien landschaftsverträgliche Eignungsflächen auszuweisen und die Netze dafür bereitzustellen. Den AKU und den Agendabeirat des Landkreises lobte Bürgermeister Stefan Braun für ihre engagierte Mitgestaltung der Energiewende im Landkreis. Der Kommunalpolitiker erläuterte das Verwaltungsverfahren der aktuellen Windkraftplanungen durch den Regionalen Planungsverband (RPV).

AKU-Vorstandsmitglied Hans Braun beklagte bei der Festlegung der künftigen Windkraftstandorte durch den RPV eine fehlende Bürgerbeteiligung und Demokratisierung. Er fragte im Planungsverfahren nach den Formen der Bürgerbeteiligung durch den RPV. Wo wird die Öffentlichkeit im Frühstadium der Planung informiert? Wo ist die Mitwirkung der Bürger von Beginn an sichergestellt? Wo eine kontinuierliche Beteiligung? Wo der Konsens durch Kommunikation?

Ein neues Zukunftsmodell Energiegenossenschaft nach dem Auslaufen des EEG nach 20 Jahren beschäftigte den AKU. CSU-Kreisvorsitzender Kreisrat Dr. Harald Schwartz regte eine Energiegemeinschaft an, die sich mit der optimalen Netzintegration und späteren Vermarktung von erneuerbarem Strom befasst. Seinen Worten zufolge soll die Gemeinschaft ein regionaler Zusammenschluss von kleinen PV-Stromerzeugern sein, der den Erzeugern nach dem Auslaufen des EEG hilft, ihren Strom gemeinsam zu einem guten Preis an der Strombörse zu vermarkten. Nach 20 Jahren entfalle die Pflicht des Netzbetreibers, Erneuerbare-Energie-Anlagen an das Netz anzuschließen. Die Gemeinschaft bündle die Energiemengen kleiner Erzeuger und vertrete deren Marktinteressen. „Die Energiegemeinschaft schafft, was einer allein nicht schaffen kann“, so Schwartz.

Laut Schärl tritt der AKU wie im Energiekonzept des Landkreises angeregt für eine Klimaallianz mit der Stadt Amberg ein. Nach Auffassung des Vorsitzenden befassten sich Städte und Verdichtungsräume zunehmend mit dem Gedanken, ihren Energiebedarf überwiegend dezentral aus regionalen Ressourcen zu decken. Städte würden in der Regel nicht hinreichend Erneuerbares-Energie-Potenzial zur Bedarfsdeckung besitzen. Deshalb erscheine eine Kooperation mit dem Umland sinnvoll. Stadt Amberg und Landkreis sollen im Bereich der Erneuerbaren-Energie-Wirtschaft enger kooperieren. „Wir können hier nur zusammen an einem Strang ziehen“, so der Arbeitskreisleiter.

Mit Blick auf die Daten im Energieplan stellte der AKU laut Vorsitzendem fest, dass an einer verstärkten Nutzung von Biomasse und Biogas kein Weg vorbeiführt, „wollen wir im Landkreis die Energiewende zum Erfolg führen.“ Im Interesse der Agrar- und Umweltpolitik soll die Energiepflanzenforschung (Anbausysteme für Biosubstrate) durch das Landwirtschaftsministerium (Bund und Land) noch stärker gefördert werden. „Anstatt sieben Prozent der Ackerflächen stillzulegen, wie es gegenwärtig die EU-Kommission plant, sollten wir stärker auf innovative Energiepflanzen setzen, die den Mais in Grenzen halten“, sagte Schärl. „Damit schaffen wir ökologisch wertvolle Flächen und neue Lebensräume für Wildtiere, ohne die Herausforderung der Landwirtschaft – nämlich die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und nachhaltiger Energie - aus den Augen zu verlieren, ergänzte Kreisrat Roland Strehl.

Neues Kapitel im Sinne ganzheitlicher Energielösung

Diskutiert wurden auch zukunftsweisende Lösungen zur optimalen Nutzung erneuerbarer Energien. Neben der neuen Energiegenossenschaft machte auch das Schlagwort von der SmartEnergy Region (Amberg-Sulzbach) die Runde. Gemeint ist damit, dass in einer SmartEnergy Region stabiler Strom aus erneuerbaren Energien zur Verfügung steht. Ins Zentrum der Betrachtung rücken dabei die unsicher arbeitenden Energielieferanten Wind und Sonne. Die schwankende Energiebereitstellung lässt sich nur durch Menschen gemachte Speicher und intelligenten Abgleich von Angebot und Nachfrage lösen. Ziel des Smart-Energy-Projektes ist es, Stromerzeugung und Stromverbrauch vor Ort energietechnisch zusammenzubringen, um so die Abhängigkeit von großräumigen Abtransporten quer durch Deutschland und Europa und dafür erforderlichen Netzausbau für erneuerbaren Strom zu reduzieren. Stromverbraucher werden über moderne Datenleitungen mit Erzeugungsanlagen verknüpft, so dass Erzeugung und Verbrauch von elektrischer Energie besser aufeinander abgestimmt sind. Werden bei viel Wind und Sonneneinstrahlung große Mengen Strom erzeugt, können diese künftig direkt in leistungsstarken Batterien unter Einbindung der Haushaltsebene in einem integrierten Energiesystem gespeichert werden.


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