Sonntag, 19. August 2012

Wie eine Betriebsanleitung für die Energiewende


Von: Dr. Thomas Grädler

CSU-Kreistagsfraktion besichtigt Blockheizkraftwerk in Hahnbach

Von der erfolgreichen und dezentralen Umsetzung der Energiewende konnte sich die CSU-Fraktion im Kreistag Amberg-Sulzbach in Hahnbach ein Bild machen. Auf dem Weg zur Umstellung der Wärmeerzeugung hat die Marktgemeinde Hahnbach bereits wichtige Schritte getan.

Die Gemeinde und zwei Landwirte aus dem Ortsteil Kötzersricht sind hier die Hauptakteure. Mit ihrer Biogasanlage versorgen sie in Hahnbach öffentliche Gebäude. Bürgermeister Hans Kummert zufolge bezieht der Markt Hahnbach seit Ende 2011 das am Standort Kötzersricht erzeugte Biogas. Über eine Gasleitung werde das Biogas in den über 2,7 Kilometer entfernten Ort Hahnbach geleitet. Dort werde im Untergeschoss des Hallenbades das Biogas ohne Wirkungsgradverluste in einem schalldicht verpackten 400-kW-Satelliten-Blockheizkraftwerk (BHKW) in einem so genannten Mikrogasnetz nahe bei den Verbrauchern in Strom und Wärme umgewandelt.

Das Biogas könne so verlustfrei im Gegensatz zur Wärmeleitung transportiert werden und speise die dort produzierte Abfallwärme des BHKW direkt in das Nahwärmenetz der Gemeinde ein. Investor für das Gasnetz sei die Gemeinde. Biogasanlage und BHKW seien im Besitz der Wärmelieferanten Rauch und Ehbauer.

Wie Bürgermeister Kummert sagte, habe der Netzausbau über 800.000 Euro gekostet. An das erweiterte Netz seien neun öffentliche Gebäude wie Schule, Schwimmhalle, Turnhalle, Rathaus, Kindergarten, Altenheim mit acht Wohnungen und Feuerwehrgemeinschaftshaus angeschlossen. Der Gemeindechef sieht gerade wegen der Klimaproblematik und der ständig steigenden fossilen Brennstoffpreise für Heizöl in der Hahnbacher Nahwärmenutzung eine „günstige Alternative“.

Den Bedarf an Jahresnutzwärme bezifferte der Bürgermeister mit 1.200.000 kWh. Zusätzlich sei ein mit Öl betriebener Spitzenlastkessel mit 175.000 kWh installiert. Damit ist laut Kummert auch bei einem unwahrscheinlichen, aber nicht völlig auszuschließenden Problem mit Biogasanlagen die Wärmeversorgung sichergestellt. Der günstige Nahwärmepreis hat nach den Angaben des  Bürgermeisters auch damit zu tun, dass die Preisvereinbarung langfristig gilt. Die Wärmelieferung von der Biogasanlage an die Gemeinde sei die ersten 10 Jahre kostenlos. Das Hahnbacher Wärmekonzept spare 120.000 Liter Heizöl pro Jahr. Mit dieser Einsparung – 1 Liter Ölpreis derzeit nahezu bei einem Euro – werden die Investitionskosten finanziert, so Kummert.

Die CSU-Fraktion zeigte sich beeindruckt, wie vorbildlich die erst vor Kurzem von der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina gescholtene Bioenergie umgesetzt werden kann, wenn die Biogasanlage mit einem schlüssigen Wärmekonzept sinnvoll in örtliche Energiekonzepte eingebunden wird. „Das Hahnbacher Modell ist praktizierter Umweltschutz und wirkt fast wie eine Betriebsanleitung für die Energiewende“, fasste Fraktionssprecher Stefan Braun den Besuch der Fraktion in der Marktgemeinde Hahnbach zusammen. Außerdem bleibe die Wertschöpfung – anders als bei Öl – in der Gemeinde.

Die Fraktion nutzte sodann auch gleich die Gelegenheit, vom gelungenen Beispiel in Hahnbach zur Gesamtaufgabe Energiewende im Landkreis überzuleiten. Sie stellte Braun zufolge fest, dass der Landkreis mit dem einstimmigen Kreistagsbeschluss zur Energiewende samt seinem Energiekonzept (Energieplan 2020 mit Fortschreibung) eine gute Ausgangslage hat. Eine Änderung der Energielandschaft sei im Landkreis bereits sichtbar. Vom Bund forderte die Fraktion eine koordinierte Vorgehensweise in Sachen Energiewende. Sie regte eine stärkere Verzahnung von dezentraler Erzeugung und Stromverbrauch an. Der Berechnungsmodus der EEG-Umlage ist aus Sicht der CSU-Fraktion nicht mehr zeitgemäß. Ein niedriger Börsenstrompreis dürfe nicht zu einer Erhöhung der EEG-Umlage führen. Die Bundesregierung soll konkrete Lösungsvorschläge anbieten.


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